Polizei warnt: Minderjährige spielen in den Pausen Szenen der Netflix-Serie nach und verprügeln sich
Von Peer Hellerling
Hannover. Die südkoreanische Fernsehserie „Squid Game“ hat sich zu einem echten Netflix-Hit entwickelt. Doch sie ist nicht nur die erfolgreichste Produktion des Streaminganbieters, sondern hat auch Schattenseiten: Seit Längerem häufen sich weltweit Berichte, dass Kinder und Jugendliche die tödlichen Spiele auf Schulhöfen nachstellen. Jetzt warnt erstmals auch die Polizei in Niedersachsen vor der Entwicklung und informiert die Eltern.
„In den letzten Tagen kam es zu gewaltvollen Handlungen, die zur Nachahmung anregen und insbesondere in den Schulpausen die Spiele aus der Serie von den Kindern nachgespielt wurden“, teilte das Präventionsteam der Polizeiinspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel mit. Die Schule solle aber vielmehr „ein Ort der Sicherheit, der Verlässlichkeit und des Vertrauens sein“. Laut Inspektionssprecher Matthias Pintak sind die Ermittler in engem Austausch mit den Schulen. Die Schüler seien sowohl Jugendliche als auch „deutlich minderjährig“.
In „Squid Game“ nehmen hoch verschuldete Menschen an vermeintlich harmlosen Kinderspielen teil – etwa Tauziehen oder Murmeln. Der Gewinner erhält am Ende umgerechnet 33 Millionen Euro. Aber: Die Verlierer werden erschossen. Die Serie wurde Mitte September auf Netflix veröffentlicht, schon vier Wochen danach war sie von 142 Millionen Konten abgerufen worden – ein neuer Rekord für den Streamingdienst. Inzwischen ist eine zweite Staffel angekündigt.
Die Serie ist erst ab 16 Jahren freigegeben, dennoch haben Minderjährige etwa über Tiktok oder Youtube leicht Zugriff mindestens auf Ausschnitte. Wieder andere können „Squid Game“ ganz einfach zu Hause mit oder sogar ohne ihren Eltern gucken. Das führt weltweit zu Gewalt auf Schulhöfen: Verlierer der nachgestellten Spiele bekommen Prügel. Wieder andere Schüler sollen sich als Mutprobe besonders blutige Szenen anschauen. Unter anderem in Australien, Belgien und Großbritannien warnen Schulen Eltern bereits eindringlich.
Wie häufig es im Bereich der Inspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel schon zu Prügelszenen auf Schulhöfen kam, ist unbekannt. „Die Warnung ist vornehmlich für Menschen gedacht, die noch nicht von der Serie gehört haben“, sagt Pintak. Darüber hinaus sei das Präventionsteam gebeten worden, das Thema bei Schulbesuchen anzusprechen. Gleiches raten die Ermittler den Eltern. „Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Serie und erläutern Sie dabei Ihre Sorgen und Bedenken“, steht im Schreiben. Ein reines Verbot sei „meist zwecklos“ – vor allem, wenn bereits die ganze Klasse über „Squid Game“ rede.
Ob ähnliche Warnungen auch in anderen Teilen Niedersachsens im Umlauf sind, ist unklar. Eine entsprechende Anfrage beim Landeskriminalamt blieb bislang unbeantwortet. Die Polizei Hannover wiederum teilte zuletzt auf Anfrage mit, noch keine Vorfälle verzeichnet zu haben. Sollte das Thema aber länger aktuell sein, „wird das sicherlich auch im Rahmen der polizeilichen Prävention an Schulen thematisiert“.
Quellenangabe: HAZ vom 15.11.2021, Seite 10